Eine Schachtel Kippen und mindestens eine Kanne Kaffee. Und abends drei, vier Bier und am Wochenende gern auch mal Whiskey. Journalisten sind harte Typen. Taff, clever, smart. Die halten was aus. Die können was ab.
Das dachte ich tatsächlich, bei meinem Einstieg ins Berufsleben als Journalist. Wer täglich über Mord und Totschlag berichtet, über Überschwemmungen und Zugunglücke, der baucht eine harte Schale. Und einen harten Kern gleich noch dazu.
Mein damaliger Fernseh-Direktor hat mich in dieser Haltung unterstützt. Sein passender Spruch lautete: "If you can’t stand the heat get out of the kitchen!". Also sinngemäß soviel wie: "Wenn Du die Hitze nicht vertragen kannst, darfst Du nicht in der Küche arbeiten!"
Es gab eine Zeit, da habe ich diesen Gedanken auch gehabt.Wenn sich Kollegen über schwere Arbeitsbedingungen mukierten, oder über Feedback klagten, dass mehr Angriffe auf die Persönlichkeit als konstruktive Anregungen enthielt, dann dachte ich bisweilen. "Tja - wenn Dir der Job zu hart ist, dann darfst du ihn halt nicht machen."
Bullshit!
Das Sprichtwort mit der Küche ist alles andere als dienlich.
Küchen sind tatsächlich warm. Das liegt in der Natur des Vorgangs "Essen kochen". Dieser Zustand gehört quasi zur Natur einer Küche und ist auch bei guter Lüftung nur schwer zu ändern. In der Nähe des Herdes ist es warm.
Das Sprichtwort suggeriert uns nun, dieser - quasi natürliche -Zustand "Hitze"- lasse sich 1:1 auf jede beliebe andere Arbeits - und oder Büroumwelt übertragen. Das Sprichtwort meint also, es sei unabänderlich, dass sich Menschen während der Arbeit als Objekte begegnen und auch so behandeln. Mit all' den unangenehmen Folgen, die das für unser Arbeitsleben hat.
Bullshit!
Die Bedingungen unter denen wir uns in einem Unternehmen begegnen sind selbstverständlich das Produkt derer, die sie hervorbringen, also der Menschen, die in dem Unternehmen arbeiten, also der Praktikanten, Freien Mitarbeiter, Angestellten, Abteilungsleiter, Direktoren und Geschäftsführer. Diesen Menschen sind für Ihr Handeln selbst verantwortlich. Wenn Sie sich entscheiden, ihre Kollegen wie Objekte zu behandeln, dann ist das nicht das Produkt einer -quasi natürlichen- Abfolge von Ursache und Wirkung. Es ist eine Entscheidung, die Folgen hat:
Menschen werden irritiert, verstört, verletzt.
Kreativität, Motivation, Einsatzbereitschaft werden vernichtet.
Das Unternehmen wird seiner wichtigsten Ressource beraubt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter, aber auch leitende Angestellte auf unreflektierte, bewertende, urteilende, peinigende und klein-machende Ansprache auf viellerlei Arten "antworten".
Im eingen Fällen reagieren sie mit Resignation, Hinnahme und Anpassung. Es wird einfach nur noch soviel gemacht, wie gerade noch nötig ist, um nicht negativ aufzufallen. Die berühmte innere Kündigung mit all ihren negativen Folgen für das Untenehmen findet öfter statt, als es Vorgesetzte wahrhaben wollen. Erhebungen gehen davon aus, dass 24 Prozent der deutschen Beschäftigen innerlich gekündigt haben.
In anderen Fällen wollen die Mitarbeiter, Angestellten oder Abteilungsleiter nicht akzeptieren, von ihren Kollegen oder Vorgesetzten als Objekt gesehen, angesprochen und behandelt zu werden. Doch - gefangen in den Mustern und Gewohnheiten - ihres eigenen sprachenlichen Konfliktlösungsvermögens - oder Unvermögens - wählen sie - quasi automatisch - das Mittel des "Zurück-schlagens, was nicht weniger desktruktive Folgen zeigt. Nämlich:
Offen ausgetragene Konflikte, die zu keiner Lösung führen, viel wertvolle Zeit und Energie fressen und die Motivation und Einsatzbereitsschaft gegen Null drücken.
Einsatzbereitschaft braucht Anerkennung und Wertschätzung. Kreativität braucht Freiheit und Lust. Motivation kann in jedem Mitarbeiter nur dann gedeiehen, wenn er für sich selbst darin einen Sinn sieht.
Wie lebendig, kraftvoll und energetisch solch ein Arbeitsumfeld sein kann, erlebe ich seit dem ich mich selbst mit dem Wesen der Gewaltfreien Kommunikation beschäftige.
Sobald sich Menschen wahrhaftig in der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation beschäftigen, ... Für mich wird dabei körperlich fühlbar, wie Beziehungen, die dabei geknüpft und verstärkt werden, zu Motivation, Einsatzbereitschaft und betragen wollen...
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