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AutorenbildAntje Reichert

Traumasensibilität

Bis eben saß ich (Antje) noch entspannt am Rechner und war auf der Suche nach Ärzten an die ich mich wenden kann, um zu dem Gesundheitszustand meines Sohnes eine Zweitmeinung einzuholen. Viele Möglichkeiten in Deutschland gibt es nicht. Wir werden wohl eine längere Wartezeit in Kauf nehmen müssen bis ein Termin stattfinden kann und in jedem Fall ist der Arztbesuch mit einer längeren Reise verbunden. Dann lande ich auf der Seite eines Krankenhauses, das ebenfalls anbietet, eine Zweitmeinung zu erstellen. Ich sehe das Logo, die Adresse und in Bruchteilen von Sekunden ist meine Entspannung wie weggeblasen. Ich spüre eine Enge im Hals und in der Brust. Ich bin erschreckt, traurig und fühle mich direkt erschöpft denn dieses Krankenhaus ist mir vertraut und viele unangenehme Erinnerungen werden in mir lebendig. In diesem Krankenhaus - in einem ganz anderen Fachbereich - war ich auch selbst Patientin. Das ist jetzt 20 Jahre her und umso schockierter bin ich darüber, mit welcher Intensität jetzt gerade Logo und Adresse dieses Krankenhauses meine Erinnerungen und meine unangenehmen Gefühlen freilegen, die ich offenbar ziemlich weit weg geparkt hatte. Nach ein paar Tränen schaltet sich mein Kopf dazu und ich frage mich, ob (falls wir dort einen Termin bekommen würden) ich die Untersuchung meines Sohnes in diesem Krankenhaus überhaupt adäquat begleiten kann. Wer weiß, was für Gefühle und Erinnerungen in mir auftauchen wenn wir dort anreisen, uns anmelden und wir gemeinsam durch das Krankenhaus laufen, um auf die Kinderstation zu gelangen.


Reize (im Außen) lösen emotionale Reaktionen (in uns) aus. Genau das ist hier gerade geschehen - nicht mehr und nicht weniger. Und es handelte sich dabei um ein Thema welches ich bereits mehrfach durch die GFK-Brille betrachtet, analysiert und erfühlt habe. Ich habe große Klarheit darüber, welche Gefühle für mich damals wie heute präsent waren und welche Bedürfnisse hungerten. Und dennoch ändert es nichts daran, dass mich diese alte Wunde immer mal wieder schmerzt und ich ein bleibendes Mal davongetragen habe. Diese Narbe gehört zu mir. Es ist noch gar nicht lang her da habe ich mich einem Freund (erstmalig) mit dieser Narbe gezeigt und habe mir (innerlich) ganz stolz auf die Schulter geklopft wie ruhig, besonnen und klar ich über diese Wunde gesprochen habe. Heute ist ein anderer Tag und auch das darf sein.


Das Wissen über Traumata kann helfen, uns selbst und andere besser zu verstehen. Das ist mit und ohne die Gewaltfreie Kommunikation so. Wie wir dieses Verständnis nutzen können, um GFK-Prozesse noch achtsamer und nachhaltiger zu begleiten, wird Michaela Christ auf den GFK-Tagen 2023 präsentieren. Sie wird uns mitnehmen, das Potential und die Qualität der Traumasensibilität gemeinsam zu entdecken. Wenn auch Du Dich Deinen Wunden liebevoll zuwenden magst, dann komm doch gern dazu. Alle Infos findest Du unter https://gfk-erfurt.org/thueringer-gfk-tage-2023/


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