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AutorenbildAntje Reichert

Vom Mythos, in jeder Ecke müsste geputzt werden



In der Persönlichkeitsentwicklung - und dort sehen wir die Gewaltfreie Kommunikation in unserem Verständnis ebenfalls - dort begegnen wir und Du ggf. auch, hin und wieder dem Mythos, dass wir in allen Ecken unseres Lebens nur ausreichend aufräumen und putzen müssten bis endlich und nachhaltig Friede, Harmonie und Weisheit einkehren. Mit diesem Mythos möchten wir heute gern aufräumen.


Warum ist das für uns ein Mythos? Wir sind davon überzeugt, es wird uns allen nicht gelingen, diese „Putzaktion“ unseres Innenlebens innerhalb eines Lebens zu beenden. Wir werden nicht alle traumatischen Erlebnisse aufarbeiten können, nicht alle Trigger entlarven, nicht alle hinderlichen Glaubenssätze durch förderliche ersetzen … und und und … denn (für uns) geht es gar nicht darum, dass der Tag irgendwann vollgepumpt ist mit ganz vielen, ganz dienlichen Strategien, die Dich zu einem besseren Menschen machen.


Vielmehr geht es (für uns) darum, dass Du frei und bewusst entscheiden darfst, welchen Deiner ganz persönlichen Mienenfelder Du Dich liebevoll zuwenden magst und welchen nicht. Und ja, das bedeutet auch, dass Du (vermutlich) einige Themen Dein Leben lang umschiffen wirst. Und? Vermutlich hast Du gute Gründe dafür. Auch ein bewusstes und achtsames Umschiffen dieser Mienenfelder kann zu mehr Frieden und Harmonie in Deinem Leben beitragen.


Eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Du diese Mienenfelder jedoch überhaupt umschiffen kannst ist, dass Du Kenntnis über Deine ganz persönliche Landkarte hast. Wo verbergen sich denn Untiefen in Deinem Leben? Wo sind Berge zu erklimmen? Wo verstecken sich vermeintlich tiefe Schluchten und wo ist mit gefährlichen Wetterwechseln zu rechnen? Diese und daran angrenzende Informationen über Dich und Deine Themen lernst Du z.B. durch Selbstreflexionen und genau dort erleben wir die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation als ein ganz hilfreiches und unterstützendes Instrument. Wenn Du Kenntnis über Deine Gefühle und Bedürfnisse hast, erlangst Du Weisheit über Dich und Dein Verhalten.


Und das bedeutet ganz und gar nicht, dass in jeder Ecke aufgeräumt und geputzt werden müsste. Es ist nicht zwangsläufig erforderlich und mitunter auch gar nicht dienlich, traumatische Erlebnisse „bis zum Umkippen“ aufzuarbeiten, zu durchfühlen und ggf. eine Retraumatisierung auszulösen. Es ist nicht zwangsläufig erforderlich, alle Deine Trigger zu entlarven und / oder alle Deine hinderlichen Glaubenssätze „abzuarbeiten“. Denn Du bist gut so wie Du bist - genau in diesem Moment - mit allen Deinen Gefühlen und Bedürfnissen. Es ist nicht erforderlich, dass Du WIRST. Du darfst SEIN.


Und ja, wenn es Dir hilfreich erscheint, dann steig gern in tiefe Prozesse ein, lass Dich begleiten auf Deiner ganz persönlichen Entdeckungsreise. Das tun wir ebenfalls mit unseren Traumatisierungen, mit unseren Triggern und unseren Glaubenssätzen. Und gleichzeitig ist das nicht der ultimative Weg ins Glück. Schau bitte ganz selbstverantwortlich und achtsam wann Du ausreichend Ressourcen für eine derartige Innenschau hast und entscheide weise wie viel Input Du dazu von außen möchtest und in welcher Form es sich um Prozesse handelt, die in Dir wachsen und reifen dürfen.


Du bist gut so wie Du bist - genau in diesem Moment - mit allen Deinen Gefühlen und Bedürfnissen. Es ist nicht erforderlich, dass Du (eine Giraffe) WIRST. Du darfst SEIN mit allen Ecken und Kanten. Das ist unser Verständnis von einem wohlwollenden und empathischen Umgang mit uns selbst in der Gewaltfreien Kommunikation.


Wie geht es Dir damit und was macht der allgemeine Selbstoptimierungswahn mit Dir? Lass es uns gern wissen. Wir freuen uns auf Rückmeldungen!


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